Die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Donauwörth-Ulm-Aalen boten über zehn Jahre lang die Maßnahme "Ausbildungsbegleitende Hilfen" (abH) an. Dabei wurden Auszubildende mit Förderunterricht sowie bei beruflichen oder privaten Problemen unterstützt. Ziel war es, die Jugendlichen sicher durch ihre Ausbildung und die Prüfungen zu bringen. Das Angebot läuft zwecks alternativer Angebote für Auszubildende aus. Ingelore Winter, Standortleitung der bfz Aalen, zieht Bilanz und erinnert sich an einen ganz besonderen Auszubildenden, der vom Enthusiasmus und Engagement des abH-Teams profitiert hat:
"Es war im letzten November, als unser Teilnehmer Herr J. durch seine mündliche Prüfung zum Einzelhandelskaufmann gefallen ist. So etwas passiert, aber meistens den eher nachlässigen Schülern und Schülerinnen, und von denen war er nun wirklich keiner – im Gegenteil. Sein Berufsschullehrer nannte ihn im Gespräch mit Herrn J. sogar ,en Bombakerle'. Wir haben dem Auszubildenden das als Prachtjunge übersetzt, denn für solche sprachlichen Kleinodien war sein Deutsch noch nicht ausreichend. Und diese Einschätzung seines Berufsschullehrers teilten wir alle, von den Referentinnen und Referenten über ehemalige Lehrkräfte, seinen Ausbilder, seinen Vorgesetzten bis hin zu mir selbst als abH-Mitarbeiterin. Selten hatten wir einen Teilnehmer erlebt, der mit so viel Eifer, Zuverlässigkeit und Fleiß dabei war. Herr J. durchgefallen? Das hat uns alle bestürzt. Ihm war anderweitig bereits empfohlen worden, sich mit dem Abschluss als Verkäufer zufriedenzugeben, statt den Beruf des Einzelhandelskaufmannes weiter anzustreben. Verkäufer ist ja auch ein respektabler Beruf, aber Herr J. erklärte verzweifelt, dass er sich solche Mühe gegeben und so viel gelernt hat und den Abschluss zum Einzelhandelskaufmann unbedingt wollte. Für mich war klar, dass so viel Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Erfolgswillen belohnt werden musste und wir ihm für den nächsten Prüfungversuch helfen sollten. Die folgenden Wochen und Monate erhielt Herr J. Einzelunterricht, auch abends, samstags und sonntags. Wir simulierten Videoprüfungen durch eine „echte“ Prüferin der IHK und wiederholten immer wieder gemeinsam den Stoff. Auch viel lachen gehörte zum Lernen dazu, denn worüber man gelacht hat, das bleibt im Kopf. Die Wiederholungsprüfung fand im Juli statt, sogar sein Chef kam zur moralischen Unterstützung mit. Als er sich mittags meldete, war die Spannung groß. Und tatsächlich: Unser ,Bombakerle' hat bestanden – und das mit 100 Punkten, einer glatten 1,0. Wir waren unheimlich stolz auf ihn und gratulierten ihm von ganzem Herzen. Diesen Erfolg würde ich bfz-Effekt nennen."