bfz Schweinfurt: Herr Ajam Oghli, Sie sind Mitarbeiter der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) in Schweinfurt. Seit wann arbeiten Sie dort? Können Sie uns kurz Ihr Tätigkeitsfeld beschreiben?
Ajam Oghli: Im April 2018 habe ich die Arbeit bei den bfz in Schweinfurt begonnen. In den ersten zwei Jahren arbeitete ich in einer Bedarfsgemeinschafts-Maßnahme für Menschen mit Migrationshintergrund. Da ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe, hat mich das sehr motiviert. Ich war glücklich, anderen Menschen, die in einer ähnlichen Situation waren, helfen zu können. Jetzt bin ich in verschiedenen Maßnahmen als Coach tätig und unterstütze die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei der Jobsuche und Berufsorientierung. Ich mache Sprach- und Bewerbungstraining und suche nach einem geeigneten Studium oder einer Berufsausbildung für sie. Weiterhin helfe ich beim Ausfüllen von Anträgen. Wenn die Teilnehmenden es wünschen, begleite ich sie zu Amts- und Arztbesuchen und helfe beim Abklären gesundheitlicher Probleme und auch bei allen anderen Problemen des alltäglichen Lebens.
Nun haben Sie endlich Ihre Einbürgerungsurkunde erhalten. Auf dem Foto stehen Sie mit Ihrem Sohn in der Nähe des Schweinfurter Rathauses. Was bedeutet die Urkunde für Sie und Ihre Familie?
Ajam Oghli: Hier in Schweinfurt habe ich mein neues Leben in Deutschland begonnen. Für mich bedeutet das sehr viel. Besonders der deutsche Pass ist für mich sehr wichtig. Damit fühle ich mich nicht nur "angekommen", sondern darf auch wieder meine Eltern, Familie und Bekannte in Syrien besuchen. Da ich als Flüchtling kam, durfte ich zuvor nicht nach Syrien oder in andere arabische Länder reisen, um meine Verwandten zu sehen. Bei meiner Frau war das anders. Sie kam als Familiennachzug nach Deutschland und durfte dadurch zumindest ihren Verwandten in Syrien einen Besuch abstatten.
Können Sie uns etwas über den Ablauf beim Erhalt der Urkunde berichten?
Ajam Oghli: Der Termin verlief sehr gut und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Einbürgerungsamtes haben uns gratuliert. Wir haben die erforderlichen Gebühren bezahlt und unsere Aufenthaltstitel abgegeben. Dann haben wir uns mit dem Mitarbeiter getroffen, der für die Abgabe der Urkunde zuständig ist. Er erklärte uns die Rechte und Pflichten als deutscher Staatsbürger. Zum Abschluss haben wir ein feierliches Bekenntnis auf das Grundgesetz abgegeben und die Urkunde erhalten.
Welche Hürden mussten Sie dafür nehmen?
Ajam Oghli: Es gab keine größeren Hürden, außer der Legalisierung unserer Geburtsurkunden durch die deutsche Botschaft im Libanon. Es war eigentlich kein Hindernis, hat aber lange gedauert.
Woher kommen Sie und seit wann leben Sie und Ihre Familie in Deutschland?
Ajam Oghli: Syrien ist mein Heimatland. Im Dezember 2014 bin ich in die Bundesrepublik eingereist. Meine Frau ist im Oktober 2015 als Familiennachzug gekommen.
Ihr Sohn ist in Deutschland geboren. Steht ihm dadurch automatisch ein deutscher Pass zu?
Ajam Oghli: Nein, er hat damals eine Aufenthaltserlaubnis, wie meine Frau, bekommen. Wir mussten für ihn einen syrischen Pass in Berlin beantragen.
Haben Sie durch den Erhalt der Einbürgerungsurkunde auch gleichzeitig einen deutschen Pass bekommen?
Ajam Oghli: Wir haben nur die Urkunden erhalten, aber gleich danach die Ausweise und die deutschen Pässe beantragt. Das dauert noch circa drei bis vier Wochen.
Schön, dass Sie bei uns arbeiten und anderen Menschen in ähnlicher Situation helfen. Viel Erfolg dabei und herzlichen Glückwunsch zur Einbürgerung!