Herausforderung digitaler Unterricht
Ein außergewöhnliches Jahr hat Klaus Mildenberger, Ausbilder im Bereich Lager der bfz Augsburg hinter sich. Die Inhalte, die das Ausbilder-Team des Lagers weitergibt, sind neben der theoretischen Vermittlung auch praxisorientiert. Möglich ist das durch den Betrieb eines „echten“ Lagers in den bfz. Den gesamten Unterricht im ersten Lockdown in den digitalen Raum zu verlegen, habe sie schon vor eine Herausforderung gestellt, sagt Mildenberger. Für ihn war klar: „Wir machen richtigen digitalen Unterricht. Ganz oder gar nicht! Wir haben uns für ganz entschieden." Die Kolleg*innen für digitale Umschulungen haben ihn gut unterstützt. Sie haben sich eine Woche Zeit genommen, in der sie nur das virtuelle Klassenzimmer und den digitalen Unterricht eingerichtet haben. Mit Erfolg, wie der Ausbilder stolz berichtet. Er konnte voll in die Prüfungsvorbereitungsphase mit seinen Auszubildenden und Umschüler*innen starten. Bei vielen funktionierte die technische Umsetzung gut, nur für einige gab es durch technische Schwierigkeiten anfangs ein paar Unwägbarkeiten. Doch auch für diese wurde gemeinsam eine Lösung gefunden. Insgesamt sei es gut verlaufen, fasst Ausbilder Mildenberger zusammen.
Um alle ohne technische Aussetzer am digitalen Unterricht teilnehmen lassen zu können, hat sich Klaus Mildenberger nach dem ersten Lockdown im Sommer mit dem Digi-Coach der bfz Augsburg Helmut Perkuhn zusammengetan. "Wir haben einen Daten sparenden Zugang für die Teilnehmer*innen eingerichtet und konnten dann so etwas wie "Telekolleg" in digitaler Form anbieten.", berichtet dieser.
Ausbildung und Umschulung für alle
Wenn man mit Klaus Mildenberger über seinen Bereich spricht, merkt man schnell die Begeisterung für seine Arbeit. Er und seine Kolleg*innen sind sowohl für die Jugendlichen der Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE) zuständig, als auch für die Umschüler*innen in den IHK geprüften Berufen Fachlagerist und Fachkraft für Lagerlogistik. Er ist stolz auf seine Teilnehmer*innen, die alle erfolgreich sind: "Keiner schloss bei uns mit schlechter als einer Drei ab!" Und das obwohl viele seiner Teilnehmer*innen erst einmal sprachliche Barrieren zu überwinden haben. Einige seiner Umschüler*innen haben einen Migrations- oder Fluchthintergrund. Sie waren qualifizierte Kräfte, haben in ihrer Heimat studiert. Nun müssen sie sich neu orientieren, um hier im Berufsleben neu durchstarten zu können.
Lagerlogistik unter realen Bedingungen
In den bfz Augsburg erlernen die Azubis neben theoretischem Unterricht auch die Praxis unter realen Bedingungen. Was sie in der Theorie gelernt haben, können sie anschließend vor Ort in die Praxis umsetzen. Das Übungslager funktioniert wie ein richtiges Lager: die Teilnehmer*innen haben mit richtigen Waren zu tun, die zu richtigen Preisen gehandelt werden. Außerdem müssen sie die ökologischen Aspekte, zum Beispiel der Verpackung beachten. Sie erlernen den realen Ablauf der Versorgungskette, der sogenannten Apply Chain, von der Annahme bis zur Auslieferung und fachgerechten Entsorgung. Wie wird Ware richtig angenommen, kontrolliert und dokumentiert? Welchen rechtlichen Rahmen gibt das Handelsgesetz vor? Wie funktioniert ein Schadensersatzverfahren? Selbstständigkeit zu erlernen, selbst zu entscheiden über die richtige Reihenfolge der Vorgänge, das ist dem Ausbilder wichtig. Er hält sich beobachtend zurück und lässt seine Teilnehmer*innen machen. Das gibt ihnen das Gefühl „Ich kann was!“. Die durchaus heterogene Gruppe lernt sich zu ergänzen: jeder kann seine Stärken individuell einsetzen, sie ergänzen sich in den Fähigkeiten, lernen voneinander.
Individuelle Betreuung ist die Stärke der bfz Augsburg
In den bfz ist die individuelle Betreuung wichtig. Im Unterschied zur betrieblichen Ausbildung, in der die Ausbilder*innen vollständig verantwortlich sind für ihre Auszubildenden, haben die Auszubildenden der bfz Seminarleiter als Ansprechpartner, die sich um alle Belange rund um die Ausbildung kümmern. Durch die gute Zusammenarbeit von Seminarleitung und Ausbilder erlernen die Teilnehmer*innen auch soziale Kompetenz, die wichtig in ihrem weiteren Berufsleben ist und fühlen sich gut aufgehoben und betreut. "Jeder kann jederzeit zu uns kommen, wenn er oder sie in Anliegen hat. Wir haben immer ein offenes Ohr.", hebt der Ausbilder hervor. Auch während des Lockdowns konnten sich die Azubis darauf verlassen. Kontakt hielten sie zwar im virtuellen Raum, konnten sich aber sehen und hören - was allen Beteiligten sehr wichtig war.
Als Vorbild zu agieren, im persönlichen Austausch zu bleiben sei gerade bei den Jungen sehr wichtig, betont Klaus Mildenberger. Das Team ist zufrieden: sie haben geringe Ausfallzeiten ihrer Teilnehmer*innen. Teilweise pflegen sie noch lange Jahre Kontakt mit ihren Ehemaligen. Die nachfolgenden Teilnehmer*innen profitieren davon. Neben der üblichen Vermittlung von Praktikums- und Arbeitsplätzen besteht auch ein Netzwerk mit ehemaligen Teilnehmern, die nun sogar teilweise selbst ausbilden.
„Es macht Spaß, wenn man Leute hat, die man ausbilden darf, die das Angebot gerne annehmen. Einer meiner Umschüler macht jetzt seinen Meister. Ein anderer ehemaliger Umschüler, der über Jahre hinweg den Kontakt zu mir hält, wandte sich an mich mit einer Frage zu seiner Bewerbung für eine neue Stelle. Das Ganze endete dann jedoch in einem 45-minütigen Coaching. Unser Verhältnis untereinander, unter den Dozenten und Auszubildenden und Umschülern ist ein gutes. Wenn jemand Hilfe braucht, helfen wir weiter.“