Sie lernen alles über Blumen, Topf-, Beet- und Balkonpflanzen und wissen nach ihrer dreijährigen Ausbildung, was diese zum Wachstum brauchen: Werker*innen im Gartenbau, Fachrichtung Zierpflanzenbau. Vier Auszubildende waren im letzten Ausbildungsjahr der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am Standort Roth unter Vertrag. Bei einer dreitägigen Exkursion nach Benediktbeuern konnten sie zusammen mit ihrer Klasse der Alfred-Welker-Berufsschule hautnah erleben, warum Torf in Pflanzenerde zwar praktisch, aber dennoch keine gute Idee ist. Drei Tage war die Gruppe gemeinsam unterwegs.
Hautnahes Erleben, anschaulicher Fachunterricht
Warum ausgerechnet Benediktbeuern? Der Ort hat nicht nur ein beeindruckendes Kloster, sondern liegt auch ganz in der Nähe einer bedeutenden riesigen Moorlandschaft. Die Loisach-Kochelsee-Moore sind ein 3.600 Hektar großer Lebensort vielfältiger Arten – und gleichzeitig ein wichtiger CO2-Speicher: Verrottende Pflanzen werden im Moor zu nassem Torf, der so dauerhaft das klimaschädliche Kohlenstoff bindet. „Wir haben erfahren, wie ein Moor entsteht, welche Besonderheiten ein Moor auszeichnen und warum es zu erhalten gilt. Kritisch hinterfragt wurde dabei insbesondere die Nutzung von Torf aus den Mooren für den Erwerbsgartenbau und die Blumenerde im heimischen Garten“, erzählt Christian Heinz, Seminarleiter und Organisator für Kooperativausbildungen für Menschen mit Förderbedarf am bfz-Standort Roth.
Erfahren haben dies die Gartenbau-Azubis bei einer anschaulichen Führung durchs feuchte Moor, bei der der ein oder andere Schuh auch mal ziemlich nass wurde. So erlebten die Jugendlichen hautnah, wie gut Torf Wasser und damit auch zugesetzte Nährstoffe speichern kann.
Nach fünf Stunden Exkursion im Moor blieb der Klasse noch viel Gelegenheit, sich am Abend in der Unterkunft darüber auszutauschen. „Die Moorwanderung kam total gut an bei den jungen Leuten an. Sie waren mit viel Eifer dabei“, so der Seminarleiter.
Die Auszubildenden sind Teil einer so genannten Reha-Ausbildung im kooperativen Modell. Hierbei schließen die Azubis einen Ausbildungsvertrag mit einem der bfz-Standorte ab. Die Ausbildung selbst findet abwechselnd in der Berufsschule und einem regulären Betrieb in der Region statt. Dabei begleiten die bfz die Azubis mit fachlicher Nachhilfe und sozialpädagogischer Beratung. Auch Eltern und Ausbilder*innen im Betrieb erhalten Unterstützung.
Die Ausbildung zum Werker und zur Werkerin im Gartenbau richtet sich an junge Leute, die die Förderschule besucht haben und Schwierigkeiten hätten, ohne Unterstützung eine Ausbildung zu absolvieren. Ihnen bietet die zuständige Agentur für Arbeit mit der Reha-Ausbildung eine Chance, sich dennoch am ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren und so schließlich den eigenen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Interesse an Pflanzen, die Lust mit den Händen und draußen zu arbeiten sowie ein gewisses technisches Geschick sind gute Voraussetzungen für die Ausbildung im Gartenbau.