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Vom Gelegenheitsjobber zum Ausbilder

bfz Mittelfranken

Hasan Sahin unterrichtet an den bfz Mittelfranken mit besonderer Empathie: Bis vor kurzem war er nämlich selbst Umschüler und hat sich vom Gelegenheitsjobber zum Industriemeister und nun Seminarleiter hochgearbeitet.

News- Foto: Ein Mann lächelt freundlich in die Kamera

Hasan Sahins berufliche Karriere startet nach der Schule nicht mit einer Ausbildung, sondern mit Hilfsjobs: im Lager, im Sicherheitsdienst und im Restaurant. “Ich habe so gut wie alles, was mir halbwegs gefallen hat, angenommen und mir noch nicht viele Gedanken darüber gemacht, mich weiterzubilden oder irgendwie weiterzukommen im Leben”, erinnert er sich. Er wechselt häufig die Arbeitsstelle, erlebt Unsicherheit: “In Helferjobs ist man schneller ersetzbar. Das geht von heute auf morgen.” Außerdem spürt Sahin, dass höher gebildete Kolleg*innen ihn nicht ernst nehmen und respektieren, ähnlich wie Menschen in der erweiterten Familie. “Und dabei wusste ich immer, was ich persönlich kann, dass ich schlau bin und gut in der Arbeit”, erzählt er.

Vorbild Geflüchtete

Prägend sind auch Erfahrungen, die Sahin in Unterkünften für geflüchtete Menschen macht. Dort arbeitet er für den Sicherheitsdienst und lernt viele Syrer*innen kennen. Fünf Jahre später trifft er einige dieser Menschen wieder. “Die haben in der kurzen Zeit eine Lehre abgeschlossen, haben ihr Leben aufgebaut in Deutschland, die haben alles erreicht”, stellt Sahin fest. “Und da habe ich mich gefragt: Du bist hier geboren, du bist hier aufgewachsen und du hast hier nichts erreicht.”

Als auch noch in seinem Privatleben eine Veränderung stattfindet, nimmt Sahin eine Auszeit bei der Oma in der Türkei. “Da konnte ich mir nochmal sehr viel Gedanken machen.” Zurück in Deutschland steuert Sahin die Agentur für Arbeit an, bestens vorbereitet mit Lebenslauf und Bewerbungsschreiben: “Die haben gesehen, dass ich ernst machen will.” Sahin entscheidet sich für eine Umschulung zum Verfahrensmechaniker und schließt sie mit einem Notendurchschnitt von 1,7 ab. Ein Jahr arbeitet er im Beruf, “und dann habe ich bemerkt, dass da noch mehr geht”.

Respektvoll unterrichten

Mit dem Ziel, irgendwann zu studieren, macht Sahin in einem Jahr Vollzeitunterricht seinen Industriemeister. Hier vertieft er Fachwissen und -praxis – und erwirbt auch pädagogische Kompetenzen. Im Anschluss macht Sahin eine Weiterbildung zum CNC-Fräser. Die absolviert er bei den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am Standort Mittelfranken. Hier wird er im Anschluss erst Ausbilder und dann Seminarleiter, unter anderem bei der Umschulung zum*r Kunststoff- und Kautschuktechnolog*in.

Dabei unterrichtet er auch ehemalige Mitschüler*innen, denen er empathisch begegnet. Seine Erfahrungen lehren ihn, die Teilnehmenden ernst zu nehmen, denn er ist den gleichen Weg gegangen: “Ich höre mir ihre Meinung an und lerne heute noch manche Sachen von ihnen, weil ich es zulasse. Das war auch wichtig, mal in dieser Rolle gewesen zu sein. Ich glaube, gesehen zu werden ist zentral.”

Der Ausbilderjob bei den bfz erfüllt Sahin. “Früher habe ich nur gearbeitet, um Geld zu verdienen. Natürlich will ich das immer noch. Aber ich bemerke jetzt, dass ich glücklich nach Hause gehe nach einem Arbeitstag und das tue, was mir Spaß macht. Ich gebe mein Wissen weiter an Leute, die das vielleicht brauchen werden in ihrem Leben. Und für mich fühlt sich das so an, wie man oft sagt: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.”

“Es ist nie zu spät”

Rückblickend bedauert Sahin: “Ich wusste nach der Schule nicht, was ich machen soll und auch nicht, dass ich mich immer umorientieren kann. Ich dachte wirklich, wenn ich jetzt eine Ausbildung mache, muss ich bis zur Rente in diesem Beruf bleiben.” Die Eltern waren neu im Land und sprachen wenig Deutsch. Er sieht Parallelen zu vielen Jugendlichen: “Die Familien haben teilweise null Ahnung vom Bildungssystem und vom allgemeinen Aufbau in Deutschland. Und dann können sie ihren Kindern nichts mitgeben. In der Schule wird das dann auch nicht intensiv gefördert”, kritisiert Sahin.

Die eigene Geschichte motiviert Sahin aber auch, Menschen in einer ähnlichen Situation Mut zu machen. “Wer etwas aus seinem Leben machen möchte, dem empfehle ich sofort eine Beratung. Es ist nie zu spät. In meiner Umschulung war damals ein fast 40-Jähriger, beim Industriemeister war einer 55 Jahre alt. Bildung ist für dich selbst, macht einen besseren Menschen aus dir, du kannst ein Leben lang lernen und nimmst das mit ins Grab.”

Besser und sicherer im Arbeitsleben

Hasan Sahin bewegt sich heute anders in der Arbeitswelt. “Mit einem besseren Bildungsstand wird man ernster genommen, auch anerkannt und fühlt sich aufgenommen”, berichtet er. Er weiß, dass er mit seiner Ausbildung jederzeit und schnell einen Job finden kann. “Und ich bin froh, dass ich meine Familie glücklich machen konnte.” Gleichzeitig betont Sahin: Jede Arbeitsstelle, vom Fast Food Restaurant über die Notunterkunft bis hin zur Bäckerei, habe ihn weiterentwickelt. “Man nimmt da immer etwas mit.”

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