„Wir lernen die Menschen mit all ihren Erfahrungen und Kenntnissen kennen und schauen uns dann gemeinsam mit den Ratsuchenden an, ob die Anerkennung ihres Berufs in Deutschland möglich ist“, erläutert Jennifer Einwag. Sie ist Anerkennungsberaterin in den bfz Bamberg und hat Nashwan bei seiner beruflichen Integration unterstützt. Bei den Treffen wird geprüft, ob die Ausbildung oder das Studium aus dem Ausland in Deutschland anerkannt wird. Die Berater*innen helfen außerdem bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, begleiten die Geflüchteten durch den Behördendschungel oder empfehlen notwendige Qualifizierungen mit Hilfe der Qualifizierungsberatung. „Dieses Rundum-Angebot ist wichtig, da viele verschiedene Stellen am Anerkennungsprozess beteiligt sind. Interessierte müssen zwar für die Prüfung zunächst Geld in die Hand nehmen. Unser Beratungsangebot ist dafür kostenfrei. Ein weiterer Vorteil: Die Chancen steigen, einen positiven amtlichen Bescheid zu erhalten“, erklärt Jennifer Einwag. Sie hat seit Einführung des Angebots im Jahr 2016 fast 700 Personen im Raum Oberfranken beraten.
Nashwan floh aus dem Irak und kam im Juni 2015 nach Deutschland. Ursprünglich hat er im Irak Hotelfachmann gelernt, allerdings hat er kaum in dem Beruf gearbeitet. Dafür hat er ohne formalen Abschluss 17 Jahre Berufserfahrung im Kfz Bereich gesammelt. In Deutschland angekommen lernte er zunächst die Sprache, bevor er im September 2017 als Helfer in einer Kfz-Werkstatt anfing. Ohne formalen Abschluss und somit auch ohne Papiere konnte er zu diesem Zeitpunkt keine Anerkennung beantragen. Auf Grund seiner langjährigen Berufserfahrung konnte er jedoch im August 2018 an einer Kompetenzfeststellung bei der Handwerkskammer (HWK) Oberfranken für Kfz–Mechatroniker im Rahmen des Projekts iNAQ teilnehmen. Dabei erzielte er ein so gutes Ergebnis, dass ihm die Anerkennung empfohlen wurde. „Im selben Jahr stellten wir innerhalb der Anerkennungsberatung den Antrag auf Gleichwertigkeit für den Kfz–Mechatroniker Fachrichtung PKW. Durch die langjährige Berufserfahrung, die sehr guten Ergebnisse in der Kompetenzfeststellung und in den Schulungen bekam er schließlich im September 2019 den Bescheid über die volle Gleichwertigkeit zur deutschen Ausbildung“, erzählt Jennifer Einwag.
Eine Anerkennung ist nicht für jede Tätigkeit gleichermaßen wichtig. Manche Beschäftigungen, wie z.B. Arzt*Ärztin oder Erzieher*in dürfen von Personen mit ausländischem Abschluss nur dann ausgeübt werden, wenn die vollständige Gleichwertigkeit mit dem deutschen Referenzberuf amtlich festgestellt wurde. Bei der überwiegenden Mehrheit der Jobs ist dies nicht zwingend nötig. „Trotzdem profitieren Personen auch in diesen sogenannten unreglementierten Berufen von einer Anerkennung: Sie sind insgesamt häufiger, länger sowie in höheren Positionen und ihren Qualifikationen entsprechender beschäftigt. Auch finanziell macht sich das Verfahren bezahlt: Das monatliche Brutto-Einkommen ist nach erfolgreichem Antrag um durchschnittlich 1.000 Euro höher – ein Anstieg um rund 40 Prozent. Arbeitgeber profitieren von der Anerkennung, indem sie eine wertvolle Hilfe bei der Einschätzung von Abschlüssen ausländischer Bewerberinnen und Bewerber erhalten.
Die Anerkennungsberatung wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert und ist daher für die Teilnehmer*innen kostenlos.
Mehr Infos zur Anerkennungsberatung gibt es hier oder direkt bei Jennifer Einwag.