Junge Eltern mit Startschwierigkeiten in das Berufsleben erhalten hier Unterstützung, um langfristig Familie und Job gut unter einen Hut zu bringen. Die Besonderheit: Teilnehmende können sogar ihre Kinder zur Beratung mitbringen und die erste Kontaktaufnahme ist bereits in der Schwangerschaft möglich.
Erfolgsprojekt für soziale Teilhabe
Dass es für KIDU eine nennenswerte, interessierte Zielgruppe gibt, belegt die Anzahl der Teilnehmer*innen: Nach gut einem halben Jahr Projektlaufzeit waren 135 aktive Teilnehmer*innen, überwiegend mit Migrationshintergrund, im Projekt angekommen. 75 weitere, bereits zugeleitete Personen standen kurz vor ihrem Eintritt.
„Mit diesem Projekt gehen wir auf eine für uns ganz neue Kundengruppe zu, die bisher in Unterstützungsmaßnahmen kaum Berücksichtigung fand“, erklärt Dr. Simone Schnurr, bfz-Projektleiterin von KIDU, und ergänzt: „Die jungen Eltern mit wenig Berufserfahrung und überwiegend mit Migrationshintergrund erkennen ihre Chance, mit unserer Unterstützung beruflich wie gesellschaftlich den Anschluss zu bekommen.“
Kinder sind willkommen
Damit dies überhaupt gelingen kann, bezieht KIDU die Babys und Kleinkinder von Anfang an mit ein und leistet aktive Unterstützung bei der Suche nach Kita- und Krippenplätzen sowie heilpädagogischen Tagesstätten. Während die Eltern mit professioneller Unterstützung im KIDU ihre beruflichen Perspektiven entwickeln, werden ihre Kleinen im Spielzimmer professionell beaufsichtigt. „Sind die Kinder gut versorgt, können sich Eltern auf ihre Zukunft konzentrieren“, so die Erfahrung von Dr. Schnurr. Gerade für Frauen sei das ein Riesenvorteil, denn noch immer sind es oft die Mütter, die für die Kinderbetreuung zuständig sind. Gelegentlich kommen allerdings auch Männer in die Beratung, um die Möglichkeiten für die eigene Familie zu verbessern.
KIDU als Weg in geregelte Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe
„Vertrauen aufbauen und professionell beraten, um die Menschen passgenau und individuell gut zu unterstützen“, so beschreibt das KIDU-Team den Arbeitsalltag. Im optimalen Fall beginnt die Zusammenarbeit mit den jungen Eltern schon während der Schwangerschaft. Gerade in der Familienphase stehen der Aufbau von Fach- und Computerkenntnissen, die Beantragung von Unterstützungsleistungen, aber auch Themen wie Schulden oder Angehörigenbetreuung auf dem Plan. Für Dr. Simone Schnurr ist das nicht verwunderlich, denn ohne diese Grundlagen sei die Vorbereitung zum Schritt in eine geregelte Beschäftigung nur schwer möglich. Sie erläutert: „Unser Ziel ist deshalb, die Menschen neben der klassischen Wissensvermittlung zu befähigen, Hilfsangebote und Anlaufstellen kennenzulernen, um Unterstützung zu erhalten, wo KIDU nicht weiterhelfen kann.“
Hohe Motivation durch offene Angebote
Beratung wie Begleitung beispielsweise im Bewerbungsprozess oder beim Deutschlernen finden bei KIDU überwiegend in Form von Workshops und individuellen Coachings statt. Die Angebote sind niederschwellig und sollen passgenau in der jeweiligen Phase des Elternwerdens beziehungsweise der Elternschaft unterstützen. „Konkrete Zeitvorgaben, wie es sie in vielen anderen Maßnahmen gibt, halten wir ganz bewusst niedrig“, so Hanh Tran-Pham des Münchner Jobcenters. Gerade darin sieht sie die Stärke des Konzepts: „Unsere motivierten Kundinnen und Kunden wertschätzen diesen Freiraum, die Unterstützung für sich selbst mit steuern zu können.“
Diese Erfahrung teilt auch das Team im Projekt KIDU. An Stelle von Frontalunterricht in Deutsch werden beispielsweise in lockerer Workshop-Atmosphäre Erfahrungen zu Alltagsthemen ausgetauscht oder Zukunftsthemen wie Kinderbetreuungsangebote in München besprochen. Die Teilnehmer*innen befinden sich in ähnlichen Situationen und zeigen sich aufgeschlossen gegenüber neuen Themen und sozialen Kontakten. Auch beim Deutschlernen erfahren sie gegenseitige Unterstützung.
Foto (v. l.): Hanh Tran-Pham (Jobcenter München), Dijana Martinovic (Seminarleiterin bfz), Dr. Simone Schnurr (Projektleiterin bfz), Christin Wagner (Jobcenter München).
Hier können Sie das Infoblatt (PDF, 2.15 MB) zum Projekt herunterladen.