
Ausschließlicher Präsenzunterricht war gestern. Die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) setzen auf Weiterbildungen, die bundesweit im Live-Online-Format stattfinden, also vor Ort in Verbindung mit virtuellem Unterricht. Auch der Standort Bayreuth zieht mit.
Michael Fröhlich, Koordinator für Fort- und Weiterbildungen der bfz Bayreuth, erklärt im Interview, was sich verändert hat.
Herr Fröhlich, es werden immer mehr Umschulungen in hybrider Form oder als Blended Learning angeboten. Ist das nur ein Trend oder die Zukunft im Bildungssektor?
Definitiv nein! Die zunehmende Verbreitung von hybriden Umschulungen und Blended Learning ist weit mehr als nur ein vorübergehender Trend. Diese Lernformen stellen in meinen Augen eine bedeutende Entwicklung im Bildungssektor dar, die durch kontinuierliche technologische Fortschritte und veränderte Lernbedürfnisse der Gesellschaft vorangetrieben wird.
Digitales Lernen bietet eine flexible Kombination aus Präsenzunterricht am durchführenden Standort, Online-Lernphasen und auch Praktika. Dies ermöglicht es den Lernenden, ihre Qualifizierung oder Umschulung an individuelle Zeitpläne und Lebensumstände anzupassen. Besonders für Berufstätige oder Personen mit familiären Verpflichtungen ist diese Flexibilität von großem Vorteil.
Was genau ist der Unterschied zwischen „hybrid“ und „Blended Learning“?
Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Art und Weise wie die Lernformen umgesetzt werden. In der hybriden Durchführung ist ein Großteil der Teilnehmenden an einem Standort physisch anwesend, da hier das Lernangebot in Präsenz durchgeführt wird, während andere Standorte ihre Teilnehmenden digital dazuschalten. Das heißt, hier findet die Umsetzung gleichzeitig in Präsenz und online statt. Im Blended Learning Format ist die Kombination von Präsenz- (Praktika) und Online Lernphasen zeitlich voneinander getrennt. Die zentralen Lerneinheiten des Ausbilders finden für alle Teilnehmenden ausschließlich online statt.
Wo sehen Sie die Vorteile von Online-Seminaren?
Die größten Vorteile liegen in meinen Augen in der Flexibilität, der Zugänglichkeit und der persönlichen Bedarfsorientierung. Teilnehmer*innen können sich von jedem Ort der Welt aus zuschalten, solange sie eine Internetverbindung haben. Dies ermöglicht es, Seminare in den eigenen Zeitplan zu integrieren. Zudem können Bildungs- und Weiterbildungsangebote individuell auf die spezifischen Bedürfnisse, Interessen und Ziele der Lernenden zugeschnitten werden. Dabei spielen Aspekte wie individuelle Lernziele, Lernstil und Tempo sowie Flexibilität als auch Feedback und Unterstützung eine große Rolle.
Schneiden die Umschulungsteilnehmer*innen bei den Abschlussprüfungen, die ja vor der zuständigen Kammer abgelegt werden, besser oder schlechter ab als Prüflinge, die ganz normale Präsenzkurse in Berufsschulen belegt haben? Gibt es da bereits Erfahrungen?
Es gibt einige Studien und Erfahrungsberichte, die sich damit befassen. Generell lässt sich sagen, dass die Ergebnisse stark variieren und von mehreren Faktoren abhängen. Ich kann aber darauf verweisen, dass in der aktuell zurückliegenden Abschlussprüfung eine Absolventin einer Umschulungsmaßnahme ihre Abschlussprüfung vor der IHK Oberfranken mit der Gesamtnote 1 abgelegt hat. Das zeigt mir zum einen, dass hier eine hervorragende Wissensvermittlung seitens der Ausbilder als auch im Praktikumsbetrieb stattgefunden hat. Und zum anderen, dass es natürlich auch immer an der eigenen Motivation liegt, was ich aus den vermittelten Inhalten mache. Es geht auch nicht darum, ob man im Vergleich besser oder schlechter ist, sondern dass ein digitales Lernangebot ein möglicher Ansatz sein kann, bedarfsorientiert seine persönlichen Ziele zu erreichen.