„Es ist schön zu sehen, wie die jungen Leute mit unserer Unterstützung genau das finden, was ihnen Spaß macht und zu ihnen passt“, sagt bfz-Mitarbeiter Dominik Riebeling vom Standort Westmittelfranken in Weißenburg. Er steht jungen Menschen, die berufliche Orientierung brauchen, als sogenannter „Bildungsbegleiter“ in der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) zur Seite. Die Maßnahme wird im Auftrag von und finanziert durch die Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg von den bfz umgesetzt. „Oft wissen die Jugendlichen noch nicht, welcher Beruf der richtige für sie ist, sind unsicher beim Bewerbungsschreiben oder können im Vorstellungsgespräch nicht überzeugen.“
Genau so ging es Mustafa und Martha. „Nach dem Abschluss war ich total unmotiviert. Ich hatte kein Ziel und keine Motivation mich zu bewerben“, erinnert sich Mustafa. Der 16- Jährige lernte dann in der Maßnahme mehrere Berufe kennen. „Mir wurde geholfen, verschiedene Praktikumsstellen zu finden und mich zu bewerben. Ich habe mir Estrichleger, Maschinen- und Anlagenführer und Maler und Lackierer angeschaut. Die Arbeit einer Fachkraft für Lagerlogistik hat mir aber am meisten Spaß gemacht.“ Genau diesen Beruf erlernt er jetzt bei einem Weißenburger Baustoffhändler. Im September 2023 ist er in die Ausbildung gestartet und freut sich über seinen Staplerschein. An der bfz-Maßnahme schätzte der Jugendliche besonders die Unterstützung beim Bewerbungsschreiben und den Ansporn durch den Bildungsbegleiter, am Ball zu bleiben.
Bildungsbegleiter Riebeling freut sich über Erfolgsgeschichten wie diese. In einem intensiven Prozess ermittelt er gemeinsam mit den Jugendlichen deren Kompetenzen, gibt Tipps beim Schreiben von Bewerbungen, ermöglicht für den Berufseinstieg wichtige Qualifizierungen oder vermittelt Praktika. „Meine Arbeit ist sehr individuell, denn der Fokus liegt auf den jeweiligen Interessen und Stärken der jungen Leute. Wenn man diese gefunden hat, gibt es einem ein gutes Gefühl. Vor allem, wenn ich ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffe, die gut in ihrer Ausbildung angekommen sind“, schildert er. So wie Teilnehmerin Martha (19): Ihr war es nach der Fachhochschulreife zunächst selbst gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch bald kristallisierte sich heraus, dass sie als Medizinische Fachangestellte auf Dauer nicht glücklich werden würde. Das merkte wohl auch ihr Arbeitgeber und kündigte ihr.
Im November 2022 startete sie durch die Vermittlung der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg in die Berufsvorbereitende Maßnahme der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz). „Ich wollte nicht noch einmal riskieren, eine Ausbildung zu beginnen, die mir nicht liegt. Viel lieber wollte ich mir mögliche Berufe vorab genau anschauen. Ich wollte in jedem Fall etwas Praktisches machen – etwas, bei dem man am Ende ein Ergebnis in den Händen hält. Über die bfz war es ein Leichtes, unterschiedliche Praktika im Handwerk zu finden, auch weil die Versicherungsfrage geklärt war“, erinnert sie sich sie. Nach einem Praktikum als Schreinerin und positivem Feedback stand bald fest: Das ist genau ihr Beruf. Seit September ist sie nun Auszubildende in einer der Schreinereien. „Was mir auch geholfen hat, war zu trainieren, vor Leuten zu sprechen. Einmal in der Woche mussten wir etwas präsentieren. Das hat mir Selbstsicherheit gegeben“, ergänzt sie.
Probleme beim Übergang zwischen Schule und Arbeitsleben haben viele Jugendliche – auch wenn es eigentlich genügend Ausbildungsplätze gibt. Im August 2023 waren deutschlandweit laut Bundesagentur für Arbeit 177.400 betriebliche Ausbildungsstellen (34 Prozent) noch unbesetzt. Das war bei der Gründung der bfz 1983 noch anders. Damals lag die Jugendarbeitslosigkeit mit 623.300 auf einem Höchststand in Westdeutschland. Die bayerischen Wirtschaftsverbände nahmen sich aus gesellschaftspolitischer Verantwortung des Themas an und beauftragten die bfz als arbeitgebernahe Organisation mit der Umsetzung von Maßnahmen. Ziel war, die jungen Menschen in dieser Zeit der Arbeitslosigkeit aufzufangen und mit Qualifizierungen für den späteren Berufsstart vorzubereiten. Deshalb wurden in den 80er Jahren ausbildungsähnliche Angebote, wie das „Berufspraktische Jahr“ oder die „Berufsvorbereitenden Maßnahmen“ geschaffen. Eigens errichtete Werkstätten in den bfz ermöglichten Trainings für verschiedenste Ausbildungsberufe. Schulungen zur Fachtheorie wechselten sich zu gleichen Teilen mit längeren Praktika im Betrieb ab. Ein Novum, denn zuvor dauerten Praktika nur zwei Wochen. Die Konsequenz: Tausende arbeitslose Schulabgänger*innen fanden einen Ausbildungsplatz, der wirklich zu ihnen passte. Die Jugendarbeitslosigkeit sank. Längere Praktikumsangebote etablierten sich auf dem Markt.
„Uns liegen die jungen Talente und Fachkräfte von morgen gerade heute besonders am Herzen. Deshalb ist unsere Vision unverändert. Unsere Unterstützungs- und Qualifizierungsangebote sind immer noch am Puls der Zeit und Schwerpunkt unserer Arbeit“, erklärt Philipp Frieß, Standortleiter der bfz am Standort Mittelfranken heute. „Die Gründe, warum Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, obwohl genügend Angebote auf dem Markt sind, sind vielseitig. Diese finden wir gemeinsam heraus und schaffen sie aus dem Weg.“