Unter Anleitung von Ausbilderin Silvia Seitz haben sie aus Lkw-Planen und Tüchern nachhaltige Taschen in verschiedenen Größen gefertigt. Die Planen waren ursprünglich für die Entsorgung vorgesehen, haben nun aber doch noch eine sinnvolle und praktische Bestimmung gefunden. Das Café Gusto wurde 2013 durch die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am Standort Nürnberg ins Leben gerufen. Es beschäftigt Kund*innen der Jobcenter mit psychischen Beeinträchtigungen.
Aus einer Idee zur Überbrückung wird ein dauerhaftes Projekt
„Wir wollten aus den Planen und Tüchern, die wir erhalten haben, unbedingt etwas Kreatives entstehen lassen“, erzählt Silvia Seitz. „Deshalb haben wir uns auch von einigen Rückschlägen wie abgebrochenen Nadeln oder gerissenen Fäden nicht entmutigen lassen. Am Ende haben sogar die Teilnehmenden, die zuvor keine Erfahrung im Nähen hatten, verschiedene Taschen selbst gefertigt. Alle sind über sich hinausgewachsen, das macht mich sehr stolz.“ Neben den Taschen sind weitere Upcycling-Produkte entstanden, darunter Rucksäcke und Kulturbeutel. Für letztere wurden unter anderem nicht mehr benötigte Tischsets verwendet.
Die Idee, ein Nähprojekt zu starten, kam den Verantwortlichen, als das Gusto seine Türen aufgrund der Corona-Pandemie vorerst für Gäste schließen musste. Alle Beteiligten waren von Beginn an mit großem Einsatz bei der Sache und entwickelten darüber hinaus während der Näharbeiten eine Vielzahl eigener kreativer Ideen. Deshalb wird das Projekt nun fortgeführt und sogar noch ausgeweitet.
„Die Teilnehmenden können hier Vertrauen und Selbstbewusstsein aufbauen“
Das Nähprojekt ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Cafés: Seit Jahren organisieren und betreiben die Teilnehmer*innen das Café selbst und werden dabei von qualifiziertem Fachpersonal, Sozialpädagog*innen und Ausbilder*innen individuell betreut. Während ihrer Tätigkeit haben sie die Möglichkeit, Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern wie Küche, Veranstaltungsorganisation, Hauswirtschaft oder Büro zu sammeln. Ziel der Maßnahme ist es, die Teilnehmer*innen in einer geschützten Umgebung persönlich zu stabilisieren und ihnen wichtige Schlüsselqualifikationen für den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu vermitteln.
Als Auftraggeber für das Café Gusto fungiert das Jobcenter Nürnberg. Dort war Sylvia Kandl als zuständige Fallmanagerin seinerzeit bereits an der Konzeption der Maßnahme beteiligt. Für sie ist die Einrichtung eine Erfolgsgeschichte: „Die Ausbildenden im Gusto schaffen mit ihrer Kompetenz und ihrem Empathievermögen ein ideales Umfeld, in dem die Teilnehmenden Vertrauen und Selbstbewusstsein aufbauen und ihre individuellen Kompetenzen entdecken können. Das Nähprojekt zeigt einmal mehr, welch unschätzbaren Wert das Café für die Stabilisierung der persönlichen und gesundheitlichen Situation der Teilnehmenden und die Wiederherstellung ihrer Beschäftigungsfähigkeit hat. Schon jetzt bin ich gespannt auf weitere tolle Ideen.“
Wenn Sie sich selbst von den Köstlichkeiten des Café Gusto überzeugen wollen, schauen Sie doch einfach mal dort vorbei. Alle Getränke und Speisen gibt es derzeit „to go“ zum Mitnehmen – die Mitarbeiter*innen freuen sich auf Ihren Besuch.
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag 8.00 – 14.30 Uhr | Donnerstag geschlossen