Lavinia Pop liebt das Arbeiten in der Küche. Nachdem sie bereits in ihrer Heimat Rumänien in der Gastronomie tätig war, wollte sie sich auch nach ihrer Ankunft in Deutschland im Jahr 2014 in diesem Berufsfeld weiterbilden. Um die dafür notwendigen Sprachkenntnisse zu erwerben, belegte sie zunächst einen Deutschkurs. Anschließend stellte das Jobcenter den Kontakt zu den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Mittelfranken her, wo Pop in das Projekt "Chance Berufsabschluss in Teilzeit" eintrat. Ziel dieser Initiative ist es, geeignete Teilnehmer*innen für eine Ausbildung oder Umschulung in Teilzeit zu identifizieren, zu motivieren und in den Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt zu integrieren. "Chance Berufsabschluss in Teilzeit" wurde von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. ins Leben gerufen und wird in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, den bfz und dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales durchgeführt.
Im September 2020 begann Pop schließlich in Teilzeit eine zweijährige Umschulung zur Fachkraft im Gastgewerbe. In dieser Maßnahme erlernen die Teilnehmer*innen in der professionellen Großküche am bfz-Standort Nürnberg unter anderem das Arbeiten in der Küche und im Service sowie die Beratung und den Verkauf im Restaurant. Weitere Themen des Unterrichts sind Gesundheitsschutz, Hygiene, Warenwirtschaft und Bürokommunikation. Mit der erfolgreich abgeschlossenen Umschulung eröffnen sich vielfältige Berufsperspektiven, etwa in Hotels, im Catering oder im Lebensmittelverkauf. "Am besten hat mir der praktische Unterricht in der Küche gefallen. Auch mein Deutsch ist während meiner Zeit in den bfz viel besser geworden", erzählt die junge Frau. Ein Bestandteil ihrer Umschulung waren mehrwöchige Praktika in einem Restaurant sowie in der Küche einer Klinik. Während dieser Hospitationen konnte sie ihr theoretisches Wissen direkt in der Praxis anwenden und die abwechslungsreichen Tätigkeiten als Fachkraft im Gastgewerbe aus nächster Nähe kennenlernen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits während der Aus- und Weiterbildung immer wichtiger
Als alleinerziehende Mutter profitierte Lavinia Pop in besonderer Weise von der Möglichkeit, die Umschulung in Teilzeit zu absolvieren. So blieb ihr nach den täglichen Vormittagseinheiten in den bfz noch ausreichend Zeit, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Bereits seit einigen Jahren tragen die bfz mit zahlreichen Teilzeitmaßnahmen den individuellen Lebensumständen ihrer Teilnehmer*innen Rechnung. Denn auch und gerade während der Aus- oder Weiterbildung spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine immer größere Rolle. Die flexible Ausgestaltung von Bildungsangeboten erleichtert vielen Menschen die nachhaltige Integration in den ersten Arbeitsmarkt und wirkt so dem Fachkräftemangel entgegen. "Es kann durchaus herausfordernd sein, eine berufliche Neuorientierung und das Familienleben unter einen Hut zu bringen. Umso mehr freut es uns, dass fast 100 Prozent unserer Teilnehmenden der Umschulung zur Fachkraft im Gastgewerbe ihre Abschlussprüfungen bestehen", erklärt Hubert Maul, Teilkoordinator bei den bfz Nürnberg und zuständig für den Kompetenzbereich Hotellerie und Gastronomie.
Unmittelbar nach der schriftlichen und praktischen Prüfung im Sommer 2022 fand Pop eine Anstellung in einem Hotel in der Nürnberger Altstadt. Dort unterstützt sie nun in der Küche bei der Speisevorbereitung für die Gäste und übernimmt Aufgaben im Bereich Housekeeping: "Mir gefällt die Arbeit, am liebsten bin ich in der Küche. Später möchte ich mich noch einmal weiterbilden, damit ich selbst als Köchin arbeiten kann."
Das Bild zeigt Lavinia Pop (r.) gemeinsam mit den anderen Teilnehmerinnen der vergangenen Teilzeit-Umschulung zur Fachkraft im Gastgewerbe bei der Übergabe der Zertifikate im Kompetenzbereich Hotellerie und Gastronomie in den bfz Nürnberg.