Unser Personal- und Sozialbericht der bbw-Gruppe ist nun online – mit Zahlen, Daten und Fakten zu unseren sozialen Leistungen und Mitarbeiterinitiativen.
In diesem Text beschreibt unsere Kollegin Corinna Sontopski, Koordinatorin der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) am Standort Nürnberg, ihren Alltag zwischen Familie und Teilzeit-Führungsrolle.
Dienstag, 11.56 Uhr – die Grundschule meines Sohnes ruft an. Er hat sich am Mund verletzt, sein Zahn wackelt. Mein Mann und ich vergleichen unsere Termine: Wenn ich es in 20 Minuten zur Schule schaffe, kann ich die Teambesprechung später digital von zuhause aus wahrnehmen. Wenn nötig, verschiebe ich den Termin. Alles eine Frage des Zeitmanagements, oder?
Ich bewundere jede Teilzeit-Führungskraft, die nur zwischen 9 und 14 Uhr arbeitet und das mit gutem Zeit- und Selbstmanagement und viel Disziplin schafft. Für mich funktioniert das nicht – vielleicht passt es aber auch einfach nicht zu meiner persönlichen Situation.
Als ich vor zwei Jahren die Stelle als Koordinatorin im Erwachsenenbereich antrat, dachte ich, ich kann und muss genauso funktionieren: Vormittags Führungsarbeit und nachmittags Care-Arbeit leisten. Doch das Leben und der Job funktionieren anders. Kunden sind oft erst nachmittags verfügbar, während der Kinder-Zahnarzt nur vormittags OP-Termine hat.
Eltern, welche die Corona-Krise mit Kindern zuhause erlebten, kennen das Gefühl, weder der Familie noch dem Arbeitgeber gerecht zu werden. Es ist eine Gratwanderung. Der Selbstanspruch, in beiden Rollen Verantwortung zu übernehmen, kann zum Straucheln führen – besonders in Teilzeit.
Wie gelingt aber nun der Spagat zwischen Elternrolle und Führungskraft in Teilzeit? Mir haben vor allem folgende Faktoren geholfen:
- Führung braucht nicht nur eine Führungskraft, sondern auch ein unterstützendes Team. Meine Kolleg*innen und Vorgesetzten wissen um meine Teilzeitposition und akzeptieren meine Anwesenheits- und Abwesenheitszeiten. Transparente Kommunikation zu Terminen und Entscheidungszeiträumen ist dabei entscheidend.
- Meine Familie weiß, wie wichtig mir meine Aufgaben als Koordinatorin sind und unterstützt mich. Mein Mann und ich stimmen stets unsere Termine ab. Da wir beide die gleiche Funktion haben, wissen wir, wo Prioritäten gesetzt werden müssen.
- Meine Arbeitsstelle ermöglicht mir flexible Arbeitszeiten, passend zu meiner Arbeits- und Lebenssituation. In Hochphasen übernehme ich die volle Verantwortung und arbeite auch zu unkonventionellen Zeiten. Im Gegenzug kann ich bei Bedarf schnell ins mobile Arbeiten wechseln oder mich der Care-Arbeit widmen. Kontinuierliches Feedback mit meinen Vorgesetzten ist dabei unerlässlich.
Kurzum: Die Rolle als Führungskraft bereitet mir große Freude, ich möchte aber auch ausreichend Zeit für meine Familie haben. Die Balance zu finden, ist manchmal herausfordernd. Dank flexibler Arbeitszeitgestaltung und der Möglichkeit, in Teilzeit und mobil zu arbeiten, kann ich meine beruflichen und persönlichen Lebensbereiche erfolgreich vereinen. Meine Vorgesetzten und insbesondere mein Team unterstützen mich dabei sehr. In unserem Unternehmen gibt es viele potenzielle Führungskräfte, die möglicherweise zögern, den Schritt in die Führungsebene zu wagen, weil sie in Teilzeit arbeiten. Ihnen kann ich nur Mut zusprechen: Führung in Teilzeit kann sehr gut gelingen!