Fast drei Jahrzehnte lang arbeitete Karin K. als Krankenschwester. Der Beruf brachte Anerkennung, Sicherheit und Selbstvertrauen. All das verlor sie durch einen schweren Arbeitsunfall. Nach langer Behandlung und zwei Operationen war klar: Sie kann nie mehr als Krankenschwester arbeiten. Karin K. erzählt, wie aus Verzweiflung und Zukunftsangst mit Hilfe der bfz am Standort Westmittelfranken wieder Motivation und eine neue Perspektive wurden.
„Ich war 28 Jahre in meinem Krankenhaus beschäftigt. Elf Jahre auf der Intensivstation und 17 Jahre in der Anästhesie als Narkoseschwester. Im Juli 2019 hatte ich einen schweren Arbeitsunfall und bin gestürzt. Mehr über den Unfall oder mich möchte ich nicht erzählen. Es soll hier nicht um meine Person gehen, sondern ich möchte mit meiner Geschichte anderen Mut machen.
Nach verschiedenen Komplikationen, Verzögerungen durch Corona, zwei Operationen und vier Monaten Reha war klar: Das Knie gibt es nicht mehr her, ich würde meinen Beruf als Krankenschwester nie mehr aufnehmen können. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich war dann die erste Zeit ausschließlich daheim.
Es war ja auch mitten in Corona. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. In meinem Leben war ich noch keinen Tag arbeitslos und bin wegen Krankheit nie langfristig ausgefallen. Ich habe immer in Vollzeit gearbeitet und gleichzeitig meinen Haushalt auf die Reihe gekriegt. Und dann bekam ich auf einmal gar nichts mehr geregelt. Mir ist alles über den Kopf gewachsen. Wenn man keine Aufgabe mehr hat, fällt man in ein Loch. Ich hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein mehr. Das war eine Hardcore-Phase. Ich war verzweifelt.
Ich bin jetzt 50 Jahre alt. Wer wartet da in der Arbeitswelt noch auf mich, mit meiner körperlichen Beeinträchtigung? In dieser Phase und bei der ersten Reha hat mich die Berufsgenossenschaft unterstützt. Wir haben erarbeitet, dass eine Tätigkeit als Pflegeberaterin zu mir passen würde. Trotzdem hatte ich Angst. Fragen Sie mich aus über die Geräte und Arbeitsweisen im OP-Saal, ich kann Ihnen alles erzählen. Aber wenn es um PCs geht, um Word, Excel oder PowerPoint, dann bin ich blank. Die Berufsgenossenschaft hat mich also zu den bfz nach Ansbach geschickt, für ein Rehamanagement.
Seit Anfang April besuche ich die bfz nun einmal in der Woche. Da habe ich sechs Einzel-Unterrichtseinheiten in der EDV. Wenn die Psyche gelitten hat, bieten die bfz psychische Begleitung zur Stabilisierung. Das ist eine Zusatzstunde in der Woche. Meine beiden Seminarleiter sind mir von Anfang an auf Augenhöhe begegnet. Die haben mich dermaßen aufgebaut und sind geduldig mit mir. Ich muss sagen: Es ist super hier, wirklich. Ich fühle mich bei den bfz sehr gut aufgehoben. In den letzten Wochen habe ich für mich gemerkt: Es ist nie zu spät. Man muss sich nur trauen.
Bis Ende Juni geht mein Rehamanagement bei den bfz. Dann will ich, wenn möglich, hier die Weiterbildung zur Pflegeberaterin machen. In der EDV bin ich natürlich noch nicht 100 Prozent fit. Dafür fehlt mir die praktische Übung. Aber ich habe jetzt Programme und Bücher, da kann ich jederzeit nachlesen. Jeden Tag mache ich meine Übungen am PC. Und wenn ich irgendein Problem habe oder nicht weiterkomme, kann ich mich jederzeit an meine Rehafachkraft bei den bfz wenden.
Ich habe heute gute und schlechte Tage. Die Angst geht nicht von heute auf morgen weg. Aber ich habe wieder mehr Selbstvertrauen. Die erste Hürde habe ich jetzt fast genommen. Ich bin heilfroh und dankbar, dass ich das gemacht habe. Bei den bfz habe ich Zuspruch und positives Feedback erfahren. Das baut einen auf und gibt einem wieder eine Perspektive im Leben.
Allen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war, kann ich nur sagen: Verzweifelt auf keinen Fall. Es tut sich immer irgendwo ein Türchen auf. Springt über euren Schatten, traut es euch zu, auch wenn ihr Angst habt.“