„Wichtig ist für mich, dass ich meine Prüfung schaffe“, sagt Teilnehmerin Haleema Waled Abdulqader und nickt bfz-Mitarbeiterin Susanne Bažalja dankbar zu. Seit 2020 macht Abdulqader eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer urologischen Gemeinschaftspraxis. Einmal wöchentlich trifft sie sich für zweieinhalb Stunden mit der Sozialpädagogin Bažalja hier in den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) in der Außenstelle Weißenburg. Gemeinsam gehen sie den Lernstoff der letzten Woche durch und sprechen über Fragestellungen, die der Auszubildenden in der Praxis begegnen.
Blut abnehmen, Spritzen aufziehen, Urin im Labor untersuchen, Termine mit Patient*innen vereinbaren – kein Tag ist wie der andere für die 21-Jährige. „Man lernt dort sehr viel, hat viel mit Menschen zu tun. Am meisten Hilfe brauche ich bei den Hausaufgaben, für mich ist es manchmal noch schwierig, die Fragen zu verstehen“, sagt sie. „Es kostet Zeit, nach einem Arbeitstag zur Nachhilfe zu kommen, aber es muss sein. Ich brauche ja die Hilfe und ich will gut sein.“
Im November 2015 flüchtete die junge Frau mit ihren Eltern aus dem Irak nach Deutschland. „Die Sprache, die Buchstaben, die Schrift – wir schreiben von rechts nach links – alles war neu für mich“, erinnert sie sich. Dennoch schaffte sie nach nur drei Schuljahren im deutschen Bildungssystem regulär den Qualifizierenden Hautschulabschluss. Wie es danach für sie weitergehen sollte, wusste sie allerdings noch nicht. „Dass ich im medizinischen Bereich landen würde, hätte ich nie gedacht."
Mit der Berufsintegrationsklasse (BIK) und der Assistierten Ausbildung (AsA) zum Ziel
Die Assistierte Ausbildung (AsA), die Abdulqader aktuell durchläuft, ist ein von der Agentur für Arbeit Ansbach- Weißenburg finanziertes Unterstützungsangebot der bfz. Es richtet sich an Personen, die Probleme vor und in der Ausbildung haben oder ihre Berufsschulnoten verbessern wollen. Im Rahmen der AsA steht den jungen Menschen bis zu ihrem erfolgreichen beruflichen Abschluss ein*e Ausbildungsbegleiter*in zur Seite. Konkret unterstützen diese zum Beispiel bei der Nachbereitung des Unterrichts und bei der Prüfungsvorbereitung. Die Teilnahme kann zu jedem Zeitpunkt der Ausbildung beginnen und ist für Auszubildende und Betriebe kostenfrei. Im Rahmen der AsA erhalten auch die ausbildenden Betriebe Unterstützung nach Bedarf.
Zuvor hatte Abdulqader bereits eine andere bfz-Maßnahme absolviert: In einem Orientierungsjahr in einer Berufsintegrationsklasse (BIK) lernte sie unterschiedliche Berufe kennen, unter anderem in betrieblichen Praktika. BIK öffnen geflüchteten Jugendlichen die Tür in das deutsche Berufsbildungssystem. In der Regel sind die Klassen, die auf staatlichen Berufsschulen angeboten werden, auf zwei Jahre angelegt. Im ersten Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Spracherwerb im beruflichen Kontext. Sind genügend Sprachkenntnisse vorhanden, kann der Einstieg direkt ins zweite Jahr erfolgen. Dieses widmet sich verstärkt der Berufsvorbereitung. Dabei besuchen die Teilnehmer*innen abwechselnd die Berufsschule, die bfz sowie den Betrieb. Die Sozialpädagog*innen der bfz unterstützen begleitend bei der Suche nach einem Praktikumsbetrieb, der Erstellung der Bewerbungsunterlagen, der Suche nach einem Ausbildungsplatz sowie anderen Schwierigkeiten. Abdulqader sammelte damals Eindrücke im Kindergarten, in einer Buchhandlung, bei einem Optiker und einem Zahnarzt. „Medizinische Fachangestellte habe ich mir zunächst nicht zugetraut, aber alle haben mir gut zugeredet, dass ich das schaffe. Also habe ich mich beworben“, berichtet sie. Dank der Bewerbungsunterstützung durch die bfz fand sie am Ende einen Ausbildungsplatz.
„Meine Eltern sind sehr stolz auf mich“, freut sich die 21-Jährige. Ein bisschen Angst vor den Prüfungen 2023 hat sie dennoch. „Die Zwischenprüfung war nicht so gut. Das muss besser werden. Mit der Hilfe vom bfz muss es einfach klappen. Susanne Bažalja hilft mir sehr. Dafür möchte ich mich bedanken.“